Im Rahmen der Landesinitiative Netzwerk W und in Kooperation mit dem Bildungsforum Lernwelten führen wir zurzeit das innovative Projekt “Integration von Flüchtlingsfrauen in den Arbeitsmarkt” durch.
Die Situation in der Flüchtlingshilfe
Der erhöhte Zuzug von Flüchtlingen fordert zurzeit sowohl die professionellen als auch die ehrenamtlichen Hilfssysteme.
Fehlende Kommunikationsstrukturen und mangelnder Austausch führen dazu, dass die Beteiligten oft nebeneinander her agieren. Die Folge: Informationen gehen verloren, Unterstützung wird ineffizient.
Vernetzung unterschiedlicher Akteure
Um die Zusammenarbeit nachhaltig zu verbessern, streben wir als zentralen Punkt des Projektes eine stärkere Vernetzung zwischen ehrenamtlichen und institutionellen Akteuren an. Es ist wichtig, ehrenamtliche und professionelle Unterstützer von Flüchtlingsfrauen miteinander ins Gespräch zu bringen und ihre jeweiligen Kompetenzen zugunsten der Frauen zu bündeln.
Auf Seiten der Hauptamtlichen sind es vor allem Sozialarbeiter, Mitarbeiter der städtischen Verwaltung, Bildungseinrichtungen, Jobcenter und der Integration Point.
Ehrenamtliche Mitarbeiter von Flüchtlingshilfe-Initiativen kümmern sich ebenfalls um Flüchtlinge, versorgen, begleiten und unterrichten sie.
Rahmenbedingungen für Arbeitgeber
Weitere wichtige Akteure, wenn es um berufliche Integration von Flüchtlingen geht, sind potenzielle Arbeitgeber.
Die vom Gesetzgeber erst kürzlich geänderten Rahmenbedingungen sind noch nicht überall bekannt und es herrscht zum Teil eine große Unsicherheit.
Mitarbeiter der Arbeitsagentur werden deshalb im Rahmen eines Meetings potenzieller Arbeitgeber einen Vortrag über die rechtlichen Rahmenbedingungen der Ausbildung bzw. Einstellung von Flüchtlingen halten.
Warum überhaupt Flüchtlingsfrauen?
Flüchtlingsfrauen nehmen deutlich seltener an Sprachkursen teil als ihre männlichen Landsleute.
Auch ist ihr Anteil an Maßnahmen zur beruflichen Integration weitaus geringer.
Sensible Unterstützungsmaßnahmen
Es zeigt sich: Um Flüchtlingsfrauen erfolgreich in den Arbeitsmarkt zu integrieren, ist es wichtig, ihre spezifische Situation zu berücksichtigen, ihre Erfahrungen (auf der Flucht und zuvor in ihrem Heimatland), ihre Rolle in der Familie und ihre Bedürfnisse.
Rollenverständnis, Moralempfinden und ggf. traumatische Erfahrungen erschweren ihnen den Zugang zu Bildungsangeboten. So scheuen geflüchtete Frauen oft davor zurück, sich von männlichen Lehrkräften und in einem zum Teil männlichen Klassenverband unterrichten zu lassen. Um sie zu erreichen, sind sensible Unterstützungsmaßnahmen gefordert.
Bei unserem Projekt erhalten Frauen mit Fluchterfahrungen einen geschützten Rahmen, in dem sie die Arbeitsstrukturen in Deutschland und niedrigschwellige Unterstützungsangebote kennenlernen können. Hier werden sie über ihre Möglichkeiten in Deutschland informiert und ermutigt, eine eigene berufliche Perspektive für sich zu entwickeln.
Altenpflege als Chance auf wirtschaftliche Teilhabe
In den meisten Herkunftsländern der Flüchtlingsfrauen ist Altenpflege als Beruf unbekannt. Alte Menschen werden fast immer zuhause von Familienangehörigen versorgt. “Fremde Menschen” zu pflegen ist erst einmal ein für die Frauen ungewohnter Gedanke.
Die Teilnehmerinnen erhalten deshalb Informationen über Berufe in der Altenpflege und die notwendigen Voraussetzungen. Zusätzlich entwickelten wir einen Info-Material in deutsch-leichte Sprache, arabisch und farsi, das in Afghanistan und im Iran gesprochen wird.
Zusammen mit Ehrenamtlichen als wichtige Multiplikatoren laden wir sie zu einem Besuch in einer Altenpflegeeinrichtung ein. So gewinnen sie einen unmittelbaren Eindruck in den Berufsalltag einer Altenpflegerin.
Ganz konkret zeigen wir ihnen mögliche Wege in einen Pflegeberuf auf, der von der Teilnahme am Projekt “Mütter mit Migrationshintergrund steigen ein” über das Nachholen eines Hauptschulabschlusses bis zu einer Ausbildung in der Altenpflege reichen kann.
Wiedereinstiegs-Lotsinnen als Vorbilder
Unterstützt werden sie dabei von den Wiedereinstiegs-Lotsinnen, die wir in einem früheren Netzwerk-W-Projekt akquiriert und geschult haben. Diese Frauen verfügen über Migrationserfahrung und sprechen die Muttersprache der geflüchteten Frauen. Das schafft Vertrauen und ermutigt die Teilnehmerinnen ganz nach dem Motto: “Dann kann ich das auch …” den Einstieg in eine berufliche Laufbahn zu wagen.